Diesel-Abgasskandal und Daimler AG – was ist mit dem Vito?

US-Ermittler sehen Anhaltspunkte für illegale Motorsteuerungssoftware

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Berlin, 20.02.2018– Die Bild am Sonntag und die Nachrichtenagentur Reuters melden, dass sich aus vertraulichen Unterlagen von US-Ermittlern Hinweise auf illegale Motorsteuerungssoftware in Mercedes-Benz Fahrzeugen ergeben sollen. Diese Software soll dafür sorgen, dass nach 26 Kilometern die Abgasnachbehandlung aufhört. Konsequenz wären deutlich höhere Abgasemissionen, insbesondere auch höhere Stickoxidwerte, die derzeit im Zentrum der öffentlichen Diskussion in Deutschland stehen. Anhand von Geschwindigkeits- und Beschleunigungswerten soll das Fahrzeug ermitteln, ob es sich auf einem Abgasprüfstand befindet.

Sofern sich der Verdacht bestätigt, könnte dies betroffenen Fahrzeugeigentümer helfen, leichter als bisher Schadensersatzansprüche wegen einer vorsätzlich sittenwidriger Schädigung aufgrund des Einbaus von illegalen Motor- und Abgassteuerungssystemen gegen die Daimler AG durchzusetzen.

Rechtsanwalt Hendrik Bombosch von CLLB Rechtsanwälte, die bereits gegen die Daimler AG im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal klagen, ist der Überzeugung, dass spätestens dann die zugunsten von Fahrzeugkäufern des VW-Konzerns ergangenen Urteil analog auf betroffene Mercedes-Benz Fahrzeuge anwendbar sind.

Aus den Dokumenten sollen sich zudem Zweifel von Daimler-Mitarbeitern ergeben, dass deren Fahrzeuge in der Lage seien, den US-Umweltvorschriften zu entsprechen. Die Daimler AG leugnete die Existenz dieser Unterlagen nicht, sondern erklärte lediglich, dass diese den Behörden bekannt seien, es aber trotzdem nicht zu einer Anklage gekommen sei. Es bleibt abzuwarten, ob noch eine solche Anklage folgt, die vorzubereiten aufgrund der Komplexität der Materie eine lange Zeit dauern dürfte.

Bisher verwahrt sich die Daimler AG gegen die Vorwürfe, auch sie habe die Schadstoffwerte ihrer Fahrzeuge wie der Volkswagenkonzern so manipuliert, dass die Umweltnormen nur auf dem Prüfstand, nicht aber auf der Straße eingehalten werden.

Das Kraftfahrtbundesamt richte hierzulande derzeit sein besonderes Augenmerk auf den Mercedes Vito. Es bestehe der Verdacht, dass bei dem Modell illegale Abschaltvorrichtungen verbaut worden seien. Das KBA erwäge, eine Anhörung der Daimler AG hierzu durchzuführen. Es bleibt also sehr spannend.

Bereits zuvor wurde von Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft in Büros der Daimler AG berichtet. In diesem Zusammenhang soll es ebenfalls um eventuell illegale Abschaltvorrichtungen gegangen sein. Auch plane die Daimler AG, Tausende von Fahrzeugen in die Werkstätten zu rufen, die einen Dieselmotor des Typs OM 642 oder OM 651 haben. Auch dabei gehe es um deren Abgaswerte, wobei die Daimler AG versichert, dass alles in Ordnung sei und es sich nur um eine freiwillige Optimierung handele. Rechtsanwalt Bombosch ist insoweit sehr skeptisch.

CLLB Rechtsanwälte haben deutschlandweit Erfahrungen durch die Vertretung Hunderter vom Diesel-Abgasskandal betroffener Kunden des VW‑Konzerns gesammelt. Diese Erfahrungen könnten gegebenenfalls auch Mercedes-Benz Eigentümern nützen.

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