Russische Sberbank zahlt Geld nicht aus? – Auszahlungen sichern & Entschädigung für Kunden
Die Europa-Tochter einer der größten Banken Russlands muss den Geschäftsbetrieb einstellen. Daher muss die Bank ihren Kunden nun rasch ihr Geld auszahlen. Lesen Sie hier alle wichtigen Infos zur Schließung der Sberbank und was Sie bei Auszahlungsproblemen tun können.
Das Wichtigste im Überblick

- 1) Aufgrund der Sanktionen gegen russische Banken musste die Europatochter der Sberbank ihren Geschäftsbetrieb mit sofortiger Wirkung einstellen.
- 2) Die Schließung der Bank betrifft rund 35.000 Kunden. Der Großteil der Kunden stammt aus Deutschland.
- 3) Eine Sanierung oder Abwicklung der Bank gemäß der Europäischen Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie ist aufgrund des fehlenden öffentlichen Interesses ausgeschlossen.
- 4) Die Einlagen der Kunden sind bis zu einem Betrag von 100.000 Euro pro Person durch das österreichische Einlagensystem gesichert und werden innerhalb weniger Tage ausgezahlt. Kunden können nicht mehr auf die Konten zugreifen.
- 5) Der Ausschluss mehrerer russischer Banken aus dem internationalen Zahlungsverkehrssystem Swift betrifft die russische Bank nicht.
Ukraine-Krieg: Europäische Tochter der russischen Sberbank muss schließen – Was für Kunden jetzt wichtig ist
Die Sanktionen aufgrund des Ukraine-Kriegs zeigen Wirkung. Die Europäische Zentralbank (EZB) untersagt der russischen Sberbank Europe AG die Fortführung ihres Geschäftsbetriebs. Nach Angaben der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) tritt die Forderung gegen das in Wien ansässige russische Geldinstitut mit sofortiger Wirkung ein.
Bereits am vierten Tag nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine stellte die EZB fest, dass dem Geldinstitut mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Zahlungsunfähigkeit bevorsteht. „Die Sberbank Europe AG und ihre Tochtergesellschaften mussten aufgrund der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihren Ruf erhebliche Einlagenabflüsse hinnehmen“, teilte die EZB mit. Die massiven Geldabflüsse der Kunden führten zu erheblichen Liquiditätsproblemen. Die EZB erklärte weiterhin, dass es keinen zuversichtlichen Weg gebe, der eine “realistische Chance” auf die Rückgewinnung der Liquidität böte.
Eine Sanierung oder Abwicklung der Bank ist laut FMA aufgrund eines fehlenden öffentlichen Interesses ausgeschlossen.
Einlagen von Bankkunden gesichert
Nach Angaben der EZB verzeichnete die europäische Tochter der russischen Sberbank Ende 2021 eine Bilanzsumme von rund 13,6 Milliarden Euro. Dank der österreichischen Einlagensicherung (ESA) sind die Einlagen der Bankkunden bis zu einem Betrag von 100.000 Euro pro Person gesichert. Von den Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro betrifft dies nach Mitteilungen des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) etwa 913 Millionen Euro.
Die Kunden der Bank stammen vorwiegend aus Deutschland und werden über die deutsche Filiale der Sberbank Europe AG geführt – die Zweigniederlassung Sberbank Direct. Die operative Abwicklung des Entschädigungsverfahrens liegt daher bei der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB).
„Die EdB wird sich im Namen der ESA in Kürze mit den Einlegerinnen und Einlegern in Verbindung setzen, um die Entschädigung vorzunehmen. Kundinnen und Kunden müssen nicht selbst aktiv werden“, so die Aussagen der EdB.
Die betroffenen Kunden sollen ihre Einlagen innerhalb von zehn Tagen ausgezahlt bekommen.

Sberbank kündigt Rückzug aus Europa an
Die russische Bank kündigte inzwischen ihren Rückzug aus dem gesamten europäischen Markt an. Bei vielen europäischen Filialen werde massenhaft Geld abgezogen. Außerdem soll es Drohungen gegen Mitarbeiter und Gebäude des Geldinstituts geben. Nach eigenen Angaben hatte die Sberbank Europe ihre Geschäftsbetriebe zuletzt in acht Ländern in Zentral- und Osteuropa. Insgesamt hatte das Geldinstitut 187 Filialen in Europa und beschäftigte auf diesem Markt mehr als 3900 Mitarbeiter.
Was betroffene Bankkunden konkret tun sollten
Bei Problemen oder Verzögerungen der Auszahlungen von Einlagen sollten betroffene Kunden rechtliche Beratung anfordern. Auch Anleger, die Geld bei anderen russischen Banken angelegt haben, sollten die aktuellen Entwicklungen aufmerksam verfolgen.
Zwar ist die Sberbank zum heutigen Datum bislang die einzige russische Bank, die ein Insolvenzverfahren durchlaufen muss, doch sie „ist möglicherweise nur der Anfang“, sagt Rechtsanwalt István Cocron, CLLB Rechtsanwälte.