Envion AG – Schadensersatzklagen wegen Prospekthaftung eingereicht

Token nur noch wenige Cent wert – Geschäftsbetrieb war praktisch nicht existent

München/Berlin, 22.08.2018. Rund 100 Millionen US-Dollar hat die Envion AG bei ihren Investoren eingesammelt und ihnen hohe Renditen in Aussicht gestellt. Doch dieser Traum ist für die Anleger geplatzt. Konnten sie die Token für etwa einen Dollar pro Stück kaufen, sind die Anteile inzwischen nur noch ein paar Cent wert. Statt hoher Renditen kommen hohe Verluste auf die rund 30.000 Investoren zu.

Für Rechtsanwalt István Cocron, CLLB Rechtsanwälte, muss das Geld der Anleger noch nicht verloren sein. Seiner Meinung nach wurden die Investoren durch fehlerhafte Prospektangaben zu der Investition verleitet. Daher hat Rechtsanwalt Cocron erste Schadensersatzklagen wegen Prospektbetrug für seine Mandanten beim Landgericht Berlin eingereicht. So sei der Prospekt nicht durch die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin geprüft, die Tokens aber an deutsche Investoren verkauft worden. Zudem seien verschiedene Angaben in den Prospekten nicht korrekt gewesen. Gegenüber dem Handelsblatt weist der erfahrene Rechtsanwalt auch auf die personellen Konstruktionen hin. So hätten die Anleger geglaubt, bei der Envion AG in eine seriöse Gesellschaft zu investieren. Bei genauerem Hinsehen stelle sich aber heraus, dass alle für den ICO wesentlichen Personen bei der Berliner Trado GmbH tätig sind. Deren faktischer Geschäftsführer sei Michael Luckow und dieser sei im Berliner Schuldnerregister eingetragen. Rechtsanwalt Cocron: „Hätten meine Mandanten von dieser Konstruktion gewusst, hätten sie die fraglichen Tokens nicht erworben.“

Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. haben in der Vergangenheit einen regelrechten Boom erlebt. Doch das Schürfen der Kryptowährungen ist energieintensiv. Hier setzte die Geschäftsidee der Envion AG an. Sie wollte die kostengünstigen Überschüsse bei der Erzeugung von Ökostrom für das Mining nutzen. Dazu sollten mobile Computer an die Kraftwerke angeschlossen werden. Dafür musste kräftig investiert werden. Die Idee hörte sich für die Investoren vielversprechend an und so hatte die Envion AG Anfang 2018 rund 100 Millionen Dollar eingesammelt, die nun auf dem Spiel stehen. Denn einen funktionierenden Geschäftsbetrieb oder Umsätze habe es im Grunde genommen nie gegeben, berichtet das Handelsblatt. Ein Grund für die Probleme der Envion AG seien die heftigen Auseinandersetzungen der Gesellschafter mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Diese haben am Ende dazu geführt, dass der Geschäftsbetrieb fast zum Erliegen kam. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Berlin.

„Die Geschädigten sind die Investoren“, will sich Rechtsanwalt Cocron gar nicht länger mit den Schuldzuweisungen der Gesellschafter befassen. Und den Investoren müsse geholfen werden. Ein Weg dazu könne die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen aus Prospekthaftung sein.

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